Renaissance des CB Funk in Deutschland

Seit Einger Zeit, seit ich selbst mein altes Hobby, den CB Funk, wiederentdeckt habe, lerne ich immer wieder Menschen kennen, die einen ähnlichen Funk-Lebenslauf hinter sich haben wie ich selbst.

Mitte der 1970er Jahre hat alles begonnen. Der CB Funk in Deutschland wurde auf zunächst 12 Kanälen zugelassen und schnell gewann diese neue Möglichkeit, ortsunabhängig von unterwegs mit anderen Kontakt aufzunehmen und zu plauschen immer mehr an Bedeutung. Schnell waren die 12 Kanäle, zumindest in den Ballungsgebieten, überfüllt und man stritt sich um freie Kanäle.

Immer häufiger sah man Menschen mit recht großen, klobigen Geräten mit enorm langen Antennen vor dem Gesicht, hineinbrüllend durch die Gegend laufen. Auch die Autos blieben nicht verschont. Wer von Unterwegs möglichst weit erreichbar sein wollte und auch selbst weit entfernt zu hören sein wollte, baute sich eine möglichst lange Antenne an sein Auto.

Eine weit verbreitete Antenne war die sogenannte DV 27 Lang. Diese war mit einer Länge von 2,70 Metern alles andere als unauffällig. Besonders wenn man die Höhe des darunter montierten Fahrzeuges noch mitrechnet.

Es war eine lustige Zeit.

Auch auf den Dächern waren immer häufiger, zusätzlich zu den fast auf jedem Dach befindlichen Rundfunk-Empfangsantennen, weitere große Antennenungetüme zu sehen. Manchmal sogar mehrere nebeneinander auf einem Dach. Aus heutiger Sicht ganz schön skurril.

Im Laufe der Jahre kamen nach und nach weitere Kanäle und Betriebsarten hinzu. Mittlerweile dürfen 80 Kanäle in unterschiedlichen Betriebsarten legal genutzt werden. Darüber hinaus gibt es auch noch weitere Funkanwendungen, die für die Kommunikation im Nahbereich geeignet sind.

Smartphone und Internet verdrängten den CB Funk

Nach dem Siegeszug von Smartphone und Internet war der CB Funk nicht mehr die einzige Möglichkeit, mit anderen in Kontakt zu treten und sich mit ihnen zu unterhalten. Viele Funker gaben ihr Hobby aus diesem und anderen Gründen mit den Jahren auf.

Heute hat sich das Bild geändert. Schaut man auf die Hausdächer, sieht man kaum noch Antennen. Hin und wieder gibt es Satelitenschüsseln zu sehen, aber oft wird das Rundfunkprogramm auch über Kabelanschluss oder auch Internet empfangen. Was man auf den Dächern sieht, sind keine Antennen sondern Teile von Blitzschutzanlagen. Die Autoantennen sind mittlerweile fast unsichtbar, eine zusätzliche Funkantenne ist dann schon besonders auffällig. Zwar sieht man immer noch, oder schon wieder, ständig Menschen auf der Straße, die sich Geräte vors Gesicht halten und dort hineinsprechen – mal mehr, mal weniger laut. Diese Geräte sind aber deutlich kleiner und verfügen nicht über die ausladenden Antennen der 70er-90er Jahre des letzten Jahrhunderts.

Aber was soll ich lange darüber schreiben? Die meisten, die diesen Beitrag lesen, werden sich an diese Zeiten entweder erinnern oder überhaupt nicht nachempfinden können, was daran so toll gewesen sein soll. Heute hat man ein Smartphone in der Tasche, das kann Adressen verwalten, hat Geburtstage von Freunden und Bekannten immer parat, verwaltet anstehende Termine, erinnert an Verabredungen, ist Diktiergerät, Fotoapparat, Videokamera und noch vieles mehr. Sogar ein Funkgerät kann es sein, mir der richtigen App (z.B. mit Zello). Aber, man mag es kaum glauben, selbst ein ganz normales Telefonat lässt sich damit noch führen.

Auferstehung des CB Funks in Deutschland

Stellt man das alles noch mal gegenüber, also die Kommunikation über CB Funk von damals, mit großen Geräten und langen Antennen und überschaubarer Reichweite bei immensen Störungen durch alle möglichen Elektro- und Industrieanlagen und dann die Kommunikation heute mit dem Alleskönner Smartphone, mit dem ich nicht nur weltweit telefonieren, sondern auch 1000 andere Dinge erledigen kann, dann drängt sich einem schon die Frage auf, warum irgendwer wieder mit dieser altmodischen Flunkerei anfangen sollte.

Diese Frage kann ich auch nicht beantworten.

Tatsache scheint aber zu sein, dass es in letzter Zeit immer mehr Menschen gibt, die die altmodische Art der Kommunikation – ein Mann, ein Funkgerät mit Strom und Antenne und los geht’s, als Hobby wieder- oder sogar neu entdecken. Darüber, was der Grund für diese Renaissance des CB Funk in Deutschland ist, kann ich auch nur spekulieren.

Vielleicht ist die Corona Krise des Jahres 2020 mitverantwortlich dafür.

Immer mehr Menschen fanden sich in sozialer Isolation wieder, auch wenn man nicht in Quarantäne war, spürte man die Reduzierung sozialer Kontakte außerhalb der Lebensgemeinschaften durchaus. Smartphone und Internet konnten dieses Defizit anscheinend nicht bei jedem vollkommen kompensieren, obwohl gerade das Internet voll ist mit Kommunikations-Plattfomen jedweder Art. Vielleicht ist das Tippen von Nachrichten und das darauf Antworten oder zeitversetztes Versenden von Sprachmitteilungen einfach kein echter Ersatz für den direkten Austausch von Mensch zu Mensch. Hinzu kommt noch, dass die Generation, die damals aktiv CB Funk betrieben hat, sicher nicht die ist, die heute mehrheitlich Computer, Smartphone oder Internet in der Art nutzen, wie das nachfolgende Generationen mittlerweile tun.

Zwar kann auch der CB Funk nicht den direkten Kontakt zu anderen Menschen ersetzen aber dennoch sicher dabei helfen, mit anderen Menschen in Kontakt zu bleiben.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es einfach Spaß macht, zum Beispiel diesen Beitrag hier zu schreiben und im Hintergrund das Funkgerät laufen zu haben. Der Scanner bleibt immer mal auf dem einen oder andern Kanal stehen, und man schnappt manchen Gesprächsfetzen auf. Hin und wieder ist eine bekannte Stimme dabei, dann kann man kurz Hallo sagen oder sich, falls einen ein Thema interessiert auch ein wenig länger zu Worte melden.

Per App zum CB Funk gefunden

Selbst habe ich den Weg zum CB Funk über eine oder genauer gesagt über mehrere digitale Anwendungen (CB Talk, Zello, etc.), die (CB) Funk simulieren, gefunden. Zwar kann man über diese Apps in einer wirklich guten Qualität mit einer quasi unbegrenzten Reichweite mit anderen in Kontakt treten, dafür braucht man aber auch immer die passende Infrastruktur in Form eines funktionierenden Mobilfunknetzes oder einen Internetzugang per WLAN. Wenn das alles da ist, sind das durchaus interessante Anwendungen, die auch als Alternative zu analogen Funkanwendungen dienen können, wenn man einfach keine gescheite Antenne aufstellen kann.

Aber zurück zu mir. Mittlerweile habe ich mir einige Geräte zugelegt, die natürlich alle über 80 Kanäle und zum größten Teil auch über SSB (USB und LSB) verfügen. In dieser Betriebsart erzielt man, durchaus gute Reichweiten, schon weil die erlaubte Sendeleistung von bis zu 12 Watt deutlich höher ist als die sonst erlaubten 4 Watt bei Amplituden- und Frequenzmodulation (die beiden anderen möglichen Beitriebsarten). Mit meiner Halbwellendipolantenne, die ich an einem GFK-Mast in bis zu zwölf Meter Höhe bringen kann, komme ich bei normalen Verhältnissen gut 50 KM weit. Wenn die Gegenseite entsprechend gute Verhältnisse hat, sicher auch noch weiter. Das ist mit den 2m Freenet- und PMR446-Gerräten sicher nicht möglich.

CB Funk in der Natur

Der kleine GFK-Mast (8m) mit BazookaStick Antenne

Außerdem habe ich Spaß daran gefunden, mir die Ausrüstung, mittlerweile bestehend aus einem Koffer mit den Gerätschaften (Funkgerät(e), Akkus und einigem Zubehör), einem GFK Teleskopmast (12m) und einer BazookaStick Drahtantenne, zu schnappen und in die Natur zu gehen. Auf einer Anhöhe lassen sich Antenne und Geräte in wenigen Minuten aufbauen und dann kann es auch schon losgehen. Besonders interessant ist das natürlich an Tagen, wo auch sicher etwas los ist, zum Beispiel Freitags oder Sonntags. An diesen beiden Tagen findet auf SSB die Sachsen- bzw. Berlin-Brandenburg-Runde statt. Hier findet man immer genügend Gesprächspartner, und das Equipment zu Testen.

Ein letztes Aufbäumen?

Kann man denn, Eurer Meinung nach, mittlerweile schon von der Renaissance oder Wiederauferstehung des CB Funk in Deutschland sprechen? Oder ist das nur mein rein persönlicher Eindruck? Fehlt es immer noch an Nachwuchs, so dass der momentane Effekt vielleicht nur ein letztes Aufbäumen der letzten übrig gebliebenen CB Funker darstellt?

Ich bin gespannt, was die Zeit uns zeigen wird.

Vielleicht gibt es unter den Lesern ja auch den einen oder anderen, dem es ähnlich oder sogar ganz anders ergangen ist wie mir. Dann würde ich mich über einen kurzen Beitrag in den Kommentaren freuen.

9 Kommentare zu „Renaissance des CB Funk in Deutschland“

  1. Der CB Funk hat es aufjedenfall verdient wieder belebt zu werden.
    Eine gute und unabhängige Art der direkten, drahtlosen Kommunikation.

    1. Der CB-Funk nimmt mehr und mehr wieder zu. Auch in Österreich merkt man einen Anstieg. Neuer und als alter Fühler, die wieder anfangen die Bänder im Voice und sogar Packetradio zu beleben.

  2. ich kann nicht sagen warum. aber vor 3 wochen die sachen von meinen eltern abgeholt. und guck an, es waren welche qrv!

  3. Sollte man wirklich wieder aufleben lassen
    Grüße aus dem Harz

  4. Hallo
    Habe ähnlichen Werdegang und erleben in der Schweiz auch eine renaissance. Früher war ich mit einer ISAM 6 Handgurke unterwegs, nun habe ich mir dieses tolle Gerät geholt:
    President-Jackson-II-ASC

  5. Hallo
    Habe ähnlichen Werdegang und erleben in der Schweiz auch eine renaissance. Früher war ich mit einer ISAM 6 Handgurke unterwegs, nun habe ich mir dieses tolle Gerät geholt:
    President-Jackson-II-ASC

  6. Hallo
    Gut geschrieben der Bericht. Hier in der Schweiz wird es wohl änlich sein. Kann nur von mir sprechen. Ich habe, nach 25 järiger pause wieder angefangen. Antenne aufs Autodach. „Guugä“, deutschschweizer Ausdruck für Funkgerät, einbauen und loos. Ist lustig und spannend zugleich. Ich hoffe das es wieder belebt wird.
    Gruäs Didu. Como77

  7. Da gebe ich dir recht, und wenn man sich bisserl umschaut, so stellt man fest dass in den letzten drei Jahren eine Menge neuer Funkgeräte auf den Markt gekommen sind. Tot ist da gar nix 😉 eher ist es so, dass (leider) der Kanal 9 als Rufkanal aus der Mode gekommen ist. Woher soll ich z.B. wissen welcher hauskanal wo ist? dann sitzen 20 Funker auf 18 Hauskanälen und keiner hört den anderen. Auch ist das allgemeine Rufen auf Kanal 9 etwas aus der Mode gekommen … daran sollte man arbeiten. Jedenfalls gibt’s viele neue tolle Geräte, neue Möglichkeiten und die CBtalk mit CB Funk zu kombinieren ist eine gute Möglichkeit neue Kontakte zu knüpfen und einmal das und einmal das System zu verwenden. OE7LB92

  8. Ja, die Zeiten haben sich geändert, das Verhalten (bezügl. der „Hauskanäle“) aber nicht. Nach 20 Jahren CB-Funk-Abstinenz finden sich viele wieder ein und machen weiter, wie sie aufgehört haben … ein wenig müsste man da wohl was anpassen – zum Thema Anruf- und Notrufkanal hatte ich hier aber bereits ausführlicher was geschrieben: http://kieztalk.de/anrufkanal-und-notrufkanal-im-cb-funk/

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