Vor einigen Monaten habe ich wieder zurückgefunden zu einem Hobby, das ich damals, wie viele andere, aufgegeben habe. Gründe dafür waren Antennenverbote, wenig Zeit, Familie und die allgemeine Entwicklung auf dem Kommunikationsmarkt. Die Kommunikation über Funk rückte durch die rasante Verbreitung von Handy, Internet und Smartphone immer mehr in den Hintergrund. Plötzlich war es möglich überall zu jeder Zeit mit jedem Kontakt aufzunehmen. CB Funk oder andere Funkanwendungen konnten da nicht mithalten.
Dennoch! In letzter Zeit begegnen mir auf verschiedenen Kanälen des 11-Meter-Bandes im CB Funk immer wieder Menschen, die ihr Hobby irgendwann ganz aufgegeben oder zumindest eingeschränkt hatten. Die einen haben ihre alten Kisten wieder aus dem Dornröschenschlaf geweckt, andere, so wie ich, haben sich einfach komplett neu eingedeckt mit aktuellen Gerätschaften.
Leere Kanäle auf CB Funk
Voller Erwartung haben nun einige ihre Geräte aufgebaut und eine meist wohl eher behelfsmäßige Antenne installiert. Und leider passiert nun viel zu oft folgendes: Die Technik ist installiert, und man wandert über die Kanäle, um, wie in alten Zeiten, neue Funkfreunde kennenzulernen. Wegen der starken Störungen, die durch Netzwerke und andere elektrische Geräte verursacht werden und den Empfang schwacher Stationen praktisch unmöglich machen, finden sich nicht ganz so viele Funkpartner, wie man es sich erhofft hatte. Damals, in den 80er und auch noch 90er Jahren waren die für den CB Funk freigegebenen Kanäle deutlich belebter. Mittlerweile gibt es weniger aktive Funker, dafür aber doppelt so viele Kanäle, auf die sich diese verteilen. Selbst der hartnäckigste und ausdauerndste Funker kann hier schon mal ins Verzweifeln geraten. Besonders dann, wenn man in einer Gegend wohnt, in der sich tatsächlich wenige Funker befinden.
In Berlin gibt es noch, wie ich vermute, recht viele mehr oder weniger aktive Funker. Diese leben aber oft mitten in irgendwelchen Betonsiedlungen, vielleicht noch relativ weit unten und können maximal eine Balkonantenne aufbauen oder wenn ihnen selbst das vom Vermieter untersagt wurde, mit getarnten, selbstgebauten Antennen versuchen, ihrem Hobby nachzugehen. Natürlich können unter solchen Bedingungen keine großen Reichweiten erzielt werden. Somit bleibt der Kreis der Funker, die erreicht werden können durchaus überschaubar.
Ich habe nun wiederum das Glück, am Stadtrand im Südwesten Berlins zu wohnen. Im vierten Stock habe ich selbst mit einer aufs Balkongeländer gestellten Magnetfußantenne noch eine halbwegs brauchbare Reichweite. Auch der praktisch freie Blick von rund 180 Grad wirkt sich positiv aus.
Aber auch hier ist es so, dass man schon ein wenig Geduld aufbringen muss, um einen Gesprächspartner zu finden. Es scheint einfach Zeiten zu geben, zu denen niemand sein Funkgerät eingeschaltet hat (was bei den üblichen Störungen, die tagsüber noch zusätzlich durch elektrische Industrie- und andere gewerbliche Anlagen verursacht werden auch nicht sonderlich verwundert). Doch auch abends, wenn die Störungen erfahrungsgemäß geringer sind, sind die 80 Kanäle nicht unbedingt überbelegt. Aber hin und wieder hört man, wie sich Menschen miteinander unterhalten. Wenn man jetzt, und die alten Hasen unter den Funkern werden das kennen, ein QRX anmeldet, wird man im allgemeinen auch freundlich empfangen. Hier bietet sich jedem die Chance, neue Kontakte zu knüpfen und sich dieser Runde anzuschließen.
Aber dennoch ist es richtig, dass die Kanäle des CB Funks mittlerweile alles andere als überfüllt sind, so dass man sehr schnell glauben kann, die Investition in neue Funkgeräte oder die Zeit für das Ausgraben der alten Schätze wäre umsonst gewesen. Bestimmt werden einige anhand dieser Umstände ihre Geräte nun endgültig einmotten oder sich auch ganz von ihnen Trennen.
CB Funk lebt – nur anders
Aber halt! Geduld und Ausdauer werden belohnt! Wie schon erwähnt, habe ich mir das Treiben eine ganz Weile angesehen und dabei festgestellt, dass der CB Funk nicht tot ist. Im Gegenteil, vielleicht ist er auch gerade wieder dabei aufzuerstehen. Vielleicht hat die Corona-Pandemie ein wenig dazu beigetragen, dass sich wieder mehr Menschen auf ihr altes Hobby besonnen oder einige auch ein neues Hobby entdeckt haben. Denn über Funk kann ich mit Menschen in Kontakt bleiben und das auch während amtlich angeordneter Kontaktbegrenzungen.
Der CB Funk, so wie wir ihn noch kennen, hat sich aber gewandelt. Damals schaltete man sein Gerät ein und meist hat man recht schnell irgendwelchen Gesprächen zuhören oder selbst aktiv werden können. Heute muss man schon ein wenig mehr Geduld haben oder über ein gewisses Insiderwissen verfügen. Wenn man weiß, wann und wo etwas los ist, kann man gezielt seinem Hobby nachgehen.
Wegen der oft schlechten Antennensituation oder auch aus anderen sportlichen Gründen gibt es Menschen, die sich ihr Funkgerät schnappen und irgendwo im Freien, bevorzugt an höher gelegenen Orten, eine Antenne aufbauen und dann testen, wie weit sie senden und empfangen können. Das geschieht spontan aber auch manchmal zu festgelegten Zeiten. Neben der in einem anderen Beitrag bereits erwähnten SSB Runde Berlin-Brandenburg, die sich wöchentlich, immer sonntags gegen 19:00 Uhr (die Zeiten variieren manchmal etwas) auf Kanal 3 in der Betriebsart USB treffen, gibt es deutschlandweit noch viele weitere Veranstaltungen dieser Art. Wenn man hier einschaltet, sieht man schon, dass es noch eine ganze Menge aktiver Funker gibt. Hier kann man auch ansetzen, um sich einer Gruppe in der Nähe anzuschließen. Ist das erst gelungen, kann man wieder sehr viel Spaß mit seinem Funkhobby haben.
Den Empfehlungen für CB Funk folgen könnte helfen
Aber auch das Internet bietet zum Beispiel bei Facebook diverse Gruppen, denen man beitreten kann, um Gleichgesinnte in der Nähe zu finden und Erfahrungen auszutauschen. Hier habe ich ebenfalls ein Interessantes Phänomen beobachten können. Auch hier fragen viele danach, wo jemand QRV (also zu Funkdeutsch, „Online“) ist in der jeweiligen Wohngegend. Auch hier wird viel gesucht aber nicht immer effektiv gefunden.
Warum, frage ich mich, warum hält sich eigentlich niemand an die Empfehlungen, die man überall nachlesen kann? Dort werden dann zum Beispiel Kanal 1 (26,965 MHz) der Anrufkanal für die Betriebsart FM, Kanal 4 (27,005 MHz) der Anrufkanal für AmplitudenModulierte (AM) Aussendungen, Kanal 15 (27,135 MHz) für Freunde der Seitenbänder (USB) empfohlen.
Wer die entsprechenden Empfehlungen genauer betrachtet, wird noch einige andere finden, auf die ich hier aber nicht näher eingehen möchte.
Folgte man diesen Empfehlungen, wäre es doch recht einfach: Ich schalte auf Kanal 1 FM, stelle meine Rauschsperre so ein, dass mich das Rauschen nicht irgendwann nervt und fertig. Hin und wieder ruft irgendwer irgendwen. Vielleicht ist jemand dabei, den ich kenne, dann kann ich einfach spontan mal antworten oder vielleicht sucht jemand einfach nur einen Gesprächspartner und ruft „CQ, hier ist Schnully 03“ (oder wie auch immer der Anrufer heißen mag). Jetzt kann man sich melden, ein kurzes Gespräch beginnen und, falls es länger dauern sollte, den Kanal wechseln um den Anrufkanal wieder frei zu machen.
Für Kontaktsuchende wäre es nun auch deutlich leichter. Man begibt sich einfach auf einen der Anrufkanäle, ruft die gewünschte Gegenstation oder startet einen „Allgemeinen Anruf“ und schon sollte ein Kontakt möglich sein.
Aber anstatt diesen Empfehlungen zu folgen, haftet man an den alten Verfahrensweisen. Damals hatte man seinen sogenannten Hauskanal. Hier war man QRV und nirgendwo anders. Das war zu Zeiten der überfüllten Kanäle und auf Grund einer gewissen räumlichen Enge (um gegenseitige Störungen zu vermeiden) damals sicher eine gute Sache, nur heute ist es weder notwendig, noch ist es besonders hilfreich.
Heute, wo viele Geräte über DualWatch (gleichzeitige Überwachung von zwei Kanälen) oder Scannfunktionen verfügen, kann man doch durchaus einen Anrufkanal und, wenn es dann unbedingt sein muss, auch seinen Hauskanal überwachen, um nichts zu verpassen.
Ob man nun die vorhandenen Empfehlungen befolgt, oder falls das aus der Praxis heraus sinnvoller ist, andere Empfehlungen veröffentlicht, schön wäre es, wenn sie vom Großteil der Funker befolgt werden würden. Vieles, und gerade die Kontaktaufnahme, würde sich vereinfachen lassen. Wenn alle zur gleichen Zeit am gleichen Ort sind, wie das der Fall wäre, wenn man das Konzept der Anrufkanäle verfolgen und möglichst flächendeckend umsetzen würde, würden nicht so viele Menschen an ihren Kanalwählern drehen und andere suchen müssen. Im Bereich des Amateurfunks ist es oft so, dass viele Menschen die Relais (automatisch betriebene Funkstellen, die dafür sorgen, das die Reichweite der einzelnen Funkstationen vergrößert wird) Einschalten und lauschen, wer sich dort meldet. Wenn man dort hineinruft, hat man gute Chancen spontan einen Gesprächspartner zu finden. So gesehen stellt so ein Relais durchaus einen Quasi-Anrufkanal dar – hier ist das Konzept des Anrufkanals also (irgendwie) umgesetzt worden.
Solange es keinen neuen besseren Vorschlag zur Verwendung der immerhin 80 Kanäle gibt, könnte man doch mal versuchen, die bestehenden Empfehlungen anzuwenden und schauen, was passiert.
Die, frei nach einem deutschen Philosophen des 19. Jahrhunderts, formulierte Überschrift dieses Beitrags gibt schon einen Hinweis auf den Aufruf, den ich hier und heute an alle Leser und funkinteressierte senden möchte: Vereinigt Euch (auf den empfohlenen Anrufkanälen) und es werden sich ganz neue Erlebnisse ergeben. Ein Kanal, ein Allgemeiner Anruf und irgendjemand wird ihn hören und beantworten. So sieht das jedenfalls in der Theorie aus, jetzt liegt es bei jedem einzelnen, Werbung dafür zu machen und dann wollen wir doch mal sehen, ob sich da nicht etwas zum Positiven verändern lässt.